§. 31. Der Befreiungskampf der Griechen.
309
Die Wut der Türken gegen die Griechen fachte jedoch den Aufstand noch heftiger an. Das ganze griechische Volk erhob sich jetzt, und auf dem Nationalkongreß zu Epidauros (1. Januar 1822) sprachen die Vertreter desselben die Unabhängigkeit des hellenischen Volkes aus. Zu Wasser und zu Lande wurde nun auf beiden Seiten mit der größten Erbitterung gekämpft. Am glücklichsten waren die Griechen zur See, wo sich besonders die Bewohner der Inseln Hydra, Spezzia u. a. auszeichneten. Mit ihren kleinen, gefährlichen Brandern fuhren sie an die feindlichen Schiffe heran und steckten sie in Brand; unter Sachturis und Miaulis verrichteten sie Thaten, welche ihrer Vorfahren würdig waren. Der Admiral der türkischen Flotte hatte auf der Insel Chios fast alle Griechen, Männer, Frauen, Greise und Kinder, ermorden lassen. Er ward von der griechischen Flotte angegriffen und mit seinem Admiralschiffe in die Luft gesprengt. Gleiches Schicksal traf seinen Nachfolger. Im Landkriege entrissen die Griechen den Türken den größten Teil von Morea.
Der Heldenmut und die Selbstverleugnung der Griechen erregte in ganz Europa neben hoher Bewunderung innige Teilnahme. Es bildeten sich allenthalben Griechenvereine zur Unterstützung des griechischen Volkes mit Waffen, Geld und anderen Bedürfnissen, und viele für die griechische Freiheit begeisterte Jünglinge (Philhellenen) zogen als rüstige Streiter hin nach dem Lande, dem wir in so vielen Beziehungen unsere Bildung zu danken haben. Der englische Dichter Lord Byron widmete der Sache Griechenlands sein Vermögen, seine Kraft und fand dort, dem Klima und der Anstrengung unterliegend, 1824 seinen Tod; nächst ihm spendete ein reicher Genfer, Eynard, bedeutende Summen.
Im Jahre 1824 schickte > der Vicekönig Mehemed Ali von Ägypten seinen Sohn Ibrahim, einen tapferen aber grausamen Mann, dem Sultan mit einer zahlreichen Macht zu Hilfe. Da vermochten die unter sich uneinig gewordenen Griechen nicht zu widerstehen. Eine Stadt nach der andern siel trotz der heldenmütigsten Gegenwehr. Besonders zeichnete sich die Besatzung von Misso-lunghi rühmlich aus, welche lange die heftigsten Angriffe des zürnenden Ibrahim abschlug. Als die tapfere Schar immer mehr zusammenschmolz und zuletzt sich nicht mehr gegen den überlegenen Feind zu halten vermochte, versuchte sie nachts in geschlossenen Gliedern mit Weibern und Kindern einen Ausfall. Allein der Plan war verraten worden, und als die Belagerten herausdrangen.
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Extrahierte Personennamen: Morea Ali_von_Ägypten Ibrahim
Extrahierte Ortsnamen: Epidauros Spezzia Chios Europa Griechenlands
§. 31. Der Befreiungskampf der Griechen. Die Türkei. 311
Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht geordnet. Das Volk war besonders mit der Strenge des Präsidenten Kapodistrias unzufrieden, und dieser wurde 1831 ein Opfer des Meuchelmordes. Die Großmächte, die Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Kandia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Arta dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachfen-Koburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgefchlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Bayern, welcher sie 1833 unter höchst schwierigen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg der zweite Sohn des Königs von Dänemark als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden ionischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Erhebung der Insel Kreta, die den Türken erhalten blieb.
Ein abermaliger Verlust drohte dem ohnmächtigen Türkenreiche, als sich der mächtige Pascha von Ägypten, Mehemed Ali, selbst gegen die Türkei erhob, um sich eine unabhängige Herrschaft zu erringen. Sein Stiefsohn Ibrahim siel 1831 in Syrien und Kleinasien ein, besiegte das Heer des türkischen Großveziers, und der Sultan mußte dem ägyptischen Pascha 1833 auch die Statthalterschaft Syriens übergeben. Als Mehemed Ali 1839 den Kamps erneuerte und nach dem Sieg bei Nisib das ganze Türkenreich zu erobern drohte, schlossen die europäischen Großmächte mit Ausnahme von Frankreich, das dem ägyptischen Pascha seine Gunst zuwandte, zu London 1840 einen Vertrag zur Erhaltung des türkischen Reiches; ein aus Engländern und Östreichern gebildetes Heer zwang Ibrahim zur Räumung Syriens und Mehemed Ali 1841 zum Frieden, durch welchen ihm die Statthalterschaft von Syrien genommen, aber die Erblichkeit der Statthalterwürde von Ägypten zugesichert wurde. Als er 1849 starb, belehnte der Sultan seinen Sohn Ibrahim mit der erledigten Herrschaft.
Die Revolution in Neapel und Sizilien. Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein unruhiger. Über Neapel und Sizilien herrschte nach Mitrats Vertreibung König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, begehrte
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Extrahierte Personennamen: Arta Leopold_von_Sachfen-Koburg Leopold Otto_von_Bayern Otto Dänemark Mehemed_Ali Ibrahim Kamps Ibrahim Ferdinand_Iv Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Samos England Syrien Kleinasien Syriens Frankreich Syriens Mehemed_Ali Neapel Sizilien Neapel Sizilien
Tie Julirevolution in Frankreich (1830).
195
worauf die türkisch-ägyptischen Truppen Morea räumten. Die sog. Londoner Konferenz (der Großmächte) verschaffte dann den Griechen die volle Un-1830/31 abhängigkeit, erklärte Griechenland (bis zu den Golfen von Volo und Arta)1830 für ein konstitutionelles Königreich und übertrug die Krone dem bayerischen Prinzen Otto (vgl. S. 187). 1832
Ausblick. Nachdem Otto I. (1832—1862) infolge innerer Wirren die Krone niedergelegt hatte, kam diese an den Prinzen Georg von Dänemark als Georg I. Bei der Thronbesteigung Georgs erhielt Griechenland die Jonischen seit 1863 Inseln (von England, das sie seit dem Sturze Venedigs 1797 verwaltete), 1881 Thessalien und Südepirus. Ein Krieg gegen die Türken verlief für die Griechen 1897 ungünstig und brachte ihnen die angestrebte Erwerbung Kretas nicht. Kreta bekam zwar durch das Eingreifen der Großmächte die Selbstverwaltung, konnte aber die gewünschte Vereinigung mit Griechenland bis jetzt noch nicht erreichen.
Die Julirevolution in Frankreich (1830) und ihre Folgen.
1. Die Vorgänge in Frankreich. Ludwig Xviii. (1814—1824) hatte nach seiner zweiten Rückkehr den besten Willen, konstitutionell zu regieren. Um so eifriger betrieben feine Umgebung und nach Ludwigs Tode dessen Bruder und Nachfolger Karl X. (1824—1830) die sog. Nestauration (Wiederherstellung des Zustandes vor der Revolution). Vergebens suchte man durch äußere Erfolge, wie die Teilnahme an der Befreiung Griechenlands und die Eroberung Algiers, dessen Fürst (Dei)1830 den französischen Konsul öffentlich beleidigt hatte, die Aufmerksamkeit des Volkes von den inneren Angelegenheiten auf die äußeren zu lenken.
Als schließlich Karl durch die sog. Ordonnanzen (eigenmächtige königliche Befehle) die Preßfreiheit unterdrücken, die Abgeordnetenkammer auflösen und das verfassungsmäßige Wahlrecht zum Vorteil der Höchstbesteuerten beschränken wollte, erhob sich die Pariser Bevölkerung in der sog. Julirevolution und blieb nach dreitägigem Straßenkampf gegen die 1830 königlichen Truppen tatsächlich Sieger. Karl X. dankte zugunsten seines ^.-so.juii (Meis1) Heinrich ab und floh mit feiner Familie nach London. Die Deputiertenkammer erklärte jedoch den Thron für erledigt und berief den Sohn Philipp Egalites (S. 140) als Ludwig Philipp, König der Franzosen, Aug. zur Herrschaft. Da Ludwig Philipp erklärte, feine Regierung auf den dritten Stand, das Bürgertum, stützen zu wollen, nannte man sie das Bürgerkönigtum.
Die unmittelbare Folge der Julirevolution war der Austritt Frankreichs aus der Hl. Allianz und der Anschluß an England, wo ebenfalls das gebildete und begüterte Bürgertum die Herrschaft innehatte. Mit Rücksicht darauf unterblieb auch die von Metternich ins Auge gefaßte Intervention in Frankreich; fortan standen sich die liberalen We st mächte (Frankreich, England)
') Karls älterer Sohn Ludwig war kinderlos, der zweite, Karl Ferdinand bereits gestorben (1820).
13*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Griechenland Georgs Griechenland England Venedigs Thessalien Kretas Kreta Griechenland Frankreich Frankreich Ludwigs Griechenlands Algiers London Frankreichs England Frankreich Frankreich England Karls
Das griechische Mittelalter
9
§ 2.
I. Periode:
Die allmähliche Erstarkung der einzelnen Stadtstaaten von kleinen Anfängen an bis zum Lewerli um die Mittelmeerherrschaft. (Das griechische Mittetalter.)
Überblick und Quellen.
A. 1. Anfänge der Griechen nach Sage und Forschung (troische und mykenische Kultur).
2. Äußerliche Verbreitung durch Wanderung und zweimalige Kolonisation.
3. Innere Erstarkung und Sammlung um zwei vorbildlich verfaßte Stadtstaaten.
B. 1. Unter den für diese Periode als Geschichtsquellen wichtigen Monumenten ist vor allen Dingen hinzuweisen auf die von Schliemann begonnenen Ausgrabungen in Mykene und Troja (Burgen und Mauern, Türme und Tore; „Schatz des Priamus"; „Schatzkammer des Atreus"; Löwentor). Ihr Ergebnis: An den Küsten des ügäischen Meeres herrschten mächtige Könige, die mit Hilfe zahlreicher dienender Kräfte gewaltige Bauten errichteten, große Schätze ansammelten, deren Volk schon seßhaft geworden, stadt- und dorfartige Siedelungen angelegt hat; in ihm hat sich schon ein Handwerkerstand (Schmiede, Töpfer) herausgebildet; endlich: es stand in Handelsbeziehungen mit den Völkern des Orients, insbesondere mit den Phöniziern (Cypern).
2. Weitere unmittelbare Quellen liegen uns in den griechischen Schriftstellern vor.
a) Besonders wichtig für die erste Zeit ist das die Kämpfe zwischen Europa und Asien, Griechen und Persern schildernde, in neun, mit dem Namen der Musen bezeichnete Bücher zerfallende Geschichtswerk des Herodot (j 425), „des Vaters der Geschichte". Wohl gab es schon vor ihm Logographen, die aus Stadtchroniken und überlieferten Mythen ihre Sagen- und Länderkunden zusammenstellten, ohne Zusammenhang und Ordnung. Herodot ist der erste, der sich ein welthistorisches Thema, den Kampf zwischen Morgen- und Abendland, stellt, und in seine Darstellung die ganze Fülle historischer und geographischer Kenntnis der damaligen Zeit hineinarbeitet, wie er sie auf seinen großen Reisen durch Asien, Ägypten und Italien erkundet hat. Doch sind seine Angaben hin-
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42 Die griechische Geschichte
ihm Ziel war, blieb unerreicht; was ihm Mittel zum Zweck war, erhielt weltgeschichtliche Bedeutung: im zerfallenen Reichsbau lebte fort der griechische Geist; die gesamte orientalische Welt durchsetzte sich mit griechischer Kultur; der Hellenismus bedeutet das weltgeschichtliche Lebendigwerden griechischer Kultur.
Bis hin an den Oxus und Jaxartes, bis in die Gefilde Indiens drangen griechische Soldaten vor, überall ihre Bildung, ihre Sprache mit sich bringend; auf den gewaltigen Verkehrsstraßen und in den zahlreichen alten und neuen, von Alexander gegründeten Städten entfaltete sich ein lebendiger Handel, der mehr noch als die von dem großen Kolonisator erzwungenen Volksmischungen die einzelnen Volksbestandteile durcheinander würfelte. So ist die allgemeine Herrschaft der griechischen Sprache das Hauptkennzeichen des Hellenismus; das zur „Kotne" umgestaltete Attisch sprach man, wie in Griechenland und Kleinasien, so in Ägypten und Palästina, bald auch in der weltbeherrschenden Roma. „Schon in den Zeiten des attischen Seebundes ist die Sprache Athens über ihre Heimatsgrenzen hinausgedrungen, eine Folge des Handels und der Macht, über welche das Haupt eines großen Bundes gebot. Der attische Kaufmann, der attische Soldat und der attische Kolonist verbreiteten ihre Mundart, der Zusammenfluß von Griechen im Piräus und in Athen gab dem Ionier, dem Äolier und Dorier reichliche Gelegenheit, sich mit der attischen Umgangssprache vertraut zu machen, während die geistige Führung, welche Athen gleichzeitig mit der politischen erlangte, rasch der attischen Literatursprache zum Siege verhals. Und so begreift man, daß die Makedonier sich des Attischen bedienten, sobald sie anfingen, in die griechische Welt einzutreten. Von Alexander dem Großen ward die Sprache Athens hinausgetragen in die orientalische Welt — die hellenische Kultur erobert weite Gebiete, und die Trägerin dieser Kultur, die siegreiche attische Mundart, wird zur Weltsprache des Hellenismus." — Freilich, wie die Sprache sich durch den Einfluß des Orientalischen wohl umbildete, so blieb die griechische Kultur überhaupt nicht unbeeinflußt von dem orientalischen Wesen; am meisten noch die Philosophie, die in der Schule der Epikuräer und Stoiker sich wesentlich praktischen Fragen zuwendete, weniger schon die Kunst, in der das Kolossale und die Überladenheit, insbesondere in der jetzt auftretenden korinthischen Säulenform, sich herausbildete. Vertieft wurden vor allem durch den Orient die religiösen Gedanken des Griechentums. War den Griechen dereinst in ihrer Weltfreudigkeit jeglicher Gedanke an Schuld und Sühne abgegangen, so kam durch den religiösen Synkretismus damaliger Zeit das die orientalischen Religionen ganz beherrschende Gefühl der Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit in die Massen hinein: Isis und Serapis aus Ägypten, Astarte aus Syro-Phö-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander
— 21 —
b. Makedonien. Halbinsel Chalcidkce. Vorgeb.
Athos. Fl. Strymon, in den strymonifchen Meerb. (Meerb.
von Contefsa). Städte: Edessa, Pella, Pydna (§ 33 u. 45),
Pbilippi (§ 53), Amphipölis (§ 23), Olynth, Potidäa
(§ 23), Tbessalonica (jetzt Salonichi).
c, Illyrien (jetzt Albanien), mit der Stadt Dyrrha-
chium, vorher Epidanmus geheißen (jetzt Durazzo).
s 15.
Mythologie.
(Die in Klammern stehenden Gvtternamen sind die römischen.)
Die Religion der Griechen war Polytheismus, vielfach
ausgeschmückt von der Poesie u. der bildenden Kunst; die
Philosophen hatten geläuterter? Vorstellungen von der Gott-
heit u. neigten sich mehr od. weniger dein Monotheis-
mus zu.
1. Obere Gotter.
Der höchste Gott, Beherrscher des Himmels u. der
Erde, ist Zeus (Jupiter), Sohn des Kronos (Satur-
uns, unter dein das goldene Zeitalter war, abgebildet mit
einer Sense in der Hand) u. der N h e a. Er wird darge-
stellt mit einem Herrscherstabe in der einen, einem Blitze
od. einem Donnerkeile in der anderen Hand, einen Adler
neben sich. Zeus befestigt sich in seiner Herrschaft durch
Besiegung der Titanen u. der Giganten. Seine Ge-
mahlin ist Hera (Juno), welche mit einem Diadem aus
dem Kopse u. einem Pfau, oder auch Kuckuck, zu ihrer
Seite abgebildet wird.
Beherrscher des Meeres ist des Zeus Bruder Pos ei-
don (Neptun), die ihn ziehenden Seerofse mit einem Drei-
zack spornend, mit welchem er auch die Erde erschüttert u.
in dem Wettstreite mit der Minerva wegen der Schutzherr-
schast über Aktica durch einen Stoß auf den Boden das Roß
erschafft, während die Göttin den Oelbaum emporwachsen
läßt. Neptun wird auch als Vater des geflügelten Dich-
terpserdes Pegasus angesehen, durch dessen Hufschlag
die Quelle Hippocrene entstand. Seine Gemahlin ist
A m p h i t r I t e.
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— 27 —
durch ihren unwiderstehlichen Gesang an sich, um sie dann
zu tobten.
Die Harpyien, geflügelte Jungfrauen, mit Adler-
klauen, der Körper in eine Schlange endend, fraßen u,
besudelten die Speisen der von ihnen Verfolgten.
Die Sphinx, Löwe mit einem Mädchenkopf.
Die Scylla; die Charybdis (in der Meerenge
von Messina).
Inciäit in Scyllam, qui yult vitare Charybdim,
Die Centauren, halb Mann halb Pferd, der Sage
nach in Thessalien wohnhaft.
5. Zustand nach dem Tode.
Mercur geleitet die Seelen der Verstorbenen bis an
den Strom Styx, über den sie der Fährmann Charon
übersetzt. Die Guten kommen nun, nach späteren Vor-
stellungen, nach Elysium, das von dem Strome der Ver-
gessenheit, Lethe, umflossen wird, die Bösen über den
Fluß Acheron nach dem Tartarus, wo sie die von den
Richtern der Unterwelt ihnen zuerkannten Strafen erleiden.
Am bemerkenswerthesten sind die Strafen des Tantälus
(Hunger u. Durst), des Jxion (Rad), des Sisyphus
(Stein) u. der Danaiden (Faß).
Gewme äer Griechen.
Erster Zeitraum: Von der ältesten Zeit bis
auf die Einwanderung der Heracliden u.
Dorier in den Peloponnes (1104 v. C.).
§ 16.
Schöpfungssagen der Griechen. Chaos. Deuca-
lionische Fluth. Deucalion's Gattin Pyrrha.
Die ältesten Einwohner Griechenlands waren die
Pelasger, theils ansässig, lheils Wanderschaaren
u. Seeräuber. Cyclopische Bauten. — Erste Ge-
sittung durch Einwanderer, als Cecrops (Attica),
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i
— 30 —
erhalten haben (Cecropia Burg von Athen). Als
Gründer des Staates Theseus betrachtet.
Die Dorier fallen vom Peloponnes aus in Attica
ein u. belagern Athen, welches durch die
1068 Selbstaufopferung des Königs Codrus
gerettet wird. An die Stelle der Könige werden
Archonten gesetzt.
Gesetzgebung des Dracon (zu strenge).
594 Gesetzgebung des Solon: f
Die Bürger werden nach dem Vermögen in 4
Klassen eingetheilt, wonach sich der Antheil an den
Staatsämtern u. an den Staatslasten richtet. 9
Archonten, Rath, Volksversammlung. Areopägus,
ein schon von Alters her bestehender Gerichtshof, in
welchen die gewesenen Archonten eintraten. —
Größere u. abseitigere Bildung der Athener als der
Spartaner.
Noch zu Solon's Lebzeiten Pisisträtu s, Tyrann
von Athen, 560—528 (mit mehreren Unterbrechun-
gen). Seine Verdienste um Ackerbau u. Handel;
Homer's Gedichte gesammelt.
Des Pisistratus Söhne Hipplas u. Hipparch
(letzterer ermordet 514).
510 Hipplas vertrieben, flüchtet zum Perserkönig Darms. f
Unter mancherlei Kämpfen zwischen den politischen Parteien
wird das demokratische Element, welchem Solon durch'der-
schiedene aristokratische Einrichtungen das Gegengewicht gehal-
ten hatte, immer vorherrschender, besonders durch Clisthenes.
§ 19.
Die übrigen Staaten Griechenlands.
In allen Staaten Griechenlands, außer Sparta,
geht es wie in Athen: an die Stelle der Monarchie
tritt eine republikanische Verfassung, u. zwar ent-
weder Aristokratie od. Demokratie; für längere od.
kürzere Zeit kommen Tyrannen in den Besitz der
höchsten Gewalt.
Cori n th, reiche Handels- u. Fabrikstadt, Grün-
derin vieler Colonieen. Der Tyrann Periander.
I
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— 31 —
Corcyra wetteifert in Handel u. Seemacht mit
seiner Mutterstadt Corinth.
A e gln a ist bis zur Begründung der athenischen
Seemacht der erste griechische Handels- u. Seestaat«
Creta war unter König Minos (um 1300) ein
mächtiger Staat, zu dem auch die Cycladen u, die
Küste von Carien gehörten. Es hatte später eine
dorische Bevölkerung u. eine der spartanischen ähn-
liche Verfassung.
§ 20.
Die griechischen Colonieen.
Die Colonieen auf der Westküste Kleinasiens wer-
den durch die Wanderung der Dorier u. der ande-
ren griechischen Stämme (§ 16) veranlaßt. Andere
Veranlassungen zur Colonieengründung sind Ueber«
völkerung, politische Parteika'mpse u. Handelszwecke.
Auf der Westküste Kleinasiens lagen von
N. nach S.:
a. Die ä'olischen Colonieen, als Smyrna
(später zu den ionischen gehörend), Mitylene (auf
Lesbos) u. a.
b. D ie ionischen Colonieen, als Phocäa,
Colöphon, Ephesus, Muet (eine große u. blühende
Handelsstadt, die selbst wieder viele Colonieen an-
legte), die Inseln Samos (der Tyrann Polycrätes)
u. Chios, u. a.
c. Die dorischen Colonieen, als Halicar-
naß, Cnidus, Cos, Rhodus u. a.
Diese griechischen Städte werden dem Reiche
Lydien, u. dann, nach Besiegung des Crösus (§12),
dem persischen Reiche tributpflichtig. Ihre Empö-
rung s. § 22,
Zahlreiche Colonieen an den Küsten der Pro-
pontis u. des Pontuseurinus, als Abydus,
* Cyzlcus, Chalcedon, Sinöpe, Trapezunt, Tomi u. a.
An der Südküste von Thracien u. Macedo-
nien: Byzanz, Abdera, Amphipölis, Olynth, Poti-
däa u. a.
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— 33 —
war, batte eine weitere Verbreitung, war aber mehr
religiöser, als politischer Natur. Spater herrschten
einzelne Städte, z. B. Sparta, Athen, Theben über
einen größeren Theil von Griechenland (Hegemonie).
Ein gemeinsames Band hatten die Griechen
an der Sprache u. allgemeinen Nationalähnlichkeit,
an der Religion, an den Orakeln u. an den Fest-
spielen (anfangs nur gymnastischen, dann auch gei-
ftigen Wettkämpfen), den olympischen, pythischen,
isthmischen u. neme'ischen, unter denen die ersten die
berühmtesten waren»
Wegen der Religion s. die Mythologie. Die
Priester verwalteten den Gottesdienst, übten aber
nicht, wie bei den orientalischen Völkern, eine Prie-
sterherrschaft, welche die Staats- und Geistesent«
Wickelung beschränkt. Der Gottesdienst bestand in
Opfern, Processionen und Befragung der Götter.
Das berühmteste Orakel das des Apollo zu Delphi.
Große Anzahl der religiösen Feste zu Ehren der
einzelnen Götter und Heroen. — Mysterien.
Die Griechen waren ein schönes u. geistig hoch
begabtes Volk, Künste u. Wissenschaften gelangten
bei ihnen zur höchsten Blüthe. In dieser Periode
erreichen die epische u. die lyrische Poesie schon
ihre Vollendung, während die übrigen Künste noch
in der Kindheit bleiben.
Poesie.
1. Epische Poesie, deren erste Heimath die
ionischen Colonieen sind: Homer (Jlias u. Odyssee.
Rhapsoden). H e si ö d. — Der Fabeldichter Aesöp ,
Zeitgenosse Solon's. — 2. Lyrische Poesie:
Tyrtäus (Kriegslieder, § 17), Alcäus, die Dich-
terin S a p p h o, Jbycus, Anacreon, P i n d a r (Hym-
nen auf die Sieger in den Festspielen), Arion, der
Freund Periander's.
Philosophie.
Thal es (aus Milet), einer der 7 Weisen. Py-
3
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